Spontan interessierten sich 27 junge Borkenwirther für das Vorhaben. Von befreundeten Musikern aus Weseke wurden die ersten Instrumente zur Verfügung gestellt, die restlichen, wenn auch reperaturbedürftigen, fanden sich nach dem Stöbern auf Bauerngehöften und bei Verwandten. Instrumentenbauer Hermuth aus Gelsenkirchen brachte sie “auf Vordermann” und lieferte über Jahre hin weiter Instrumente.
Das Notenbeschaffen in den Nachkriegsjahren galt als problematisch, meist wurden sie selbst geschrieben, und als Proberaum dienten zunächst alte Bauernstuben. Alle Schwierigkeiten wurden von dem Enthusiasmuss der jungen Musiker überdeckt und hinweg gefegt! Schon bald wurde das “Büdeken”, der ehemalige Bauschuppen beim Kirchenbau, das Domizil der Musiker, die es selbst mehrmals erweiterten bis zum heutigen schönen Musikheim.
Das junge Orchester war schon bald gefragter Klangkörper bei Gottesdienstgestaltungen in der neugebauten Hl.-Kreuz-Kirche, bei Wallfahrten nach Kevelaer, Telgte, Eggerrode und ins belgische Banneux. Johann und Franz Kemper, die lange aktiven Mitbegründer, erinnern sich gerne an den ersten Galaauftritt bei der Karnevalssitzung “KaKaJu” im Lindensaal zu Münster. Als erstes und einziges Landjugendblasorchester Deutschlands war es folgerichtig, dass die Borkenwirther Musiker zu Grossveranstaltungen der Landjugend auf Landes und Bundesebene verpflichtet wurden. Dazu haben sich mittlerweile weitere Verpflichtungen gestellt. Schon beim Internationalen Jugendtreffen 1954 – also zwei Jahre nach der Gründung – waren die Borkenwirther Musiker mit von der Partie. Es würde den Rahmen der Chronik sprengen, wenn hier alle Veranstaltungen genannt würrden. Auf einige sei aber doch hingewiesen, so auf die Schützenfestgestaltungen in Ladbergen, Recklinghausen, Marl, Raesfeld, Ramsdorf und Burlo oder in Gemenwirthe, Bocholt, Coesfeld und Oeding. Alljährlich ist man bei den Karnevalsumzügen in Gescher und Raesfeld dabei. Erwähnenswert sind auch die Auftritte beim Volkslauf in Gemen, bei der Eröffnung der Futtermittelbetriebe »Brand Purina« in Düsseldorf und bei der »Grünen Woche« in Berlin.
Und natürlich steht das Borkenwirther Schützenfest konstant im Jahresterminkalender.
Dem im Jahre 1976 verstorbenen Emil Tölg folgte als Dirigent Gert Willing aus Ahaus. Der Vollblutmusiker forderte die Musiker zu Höchstleistungen und führte sie zu vielen Konzerterfolgen wie beispielsweise in der Essener GRUGA oder mit dem Blasorchester Münsterland, einer inzwischen aufgelösten Konzertvereinigung zwischen der Instrumentalgruppe und dem Blasorchester Rodde, an desssen Gründung auch der gebürtige Borkenwirther Bernhard Nießing im Jahre 1978 maßgeblich beteiligt war. Die in den Folgejahren durchgeführten Auslandsreisen wären ohne seinen Einsatz und sein Durchsetzungsvermögen nicht zustande gekommen. Bernhard hat mit den von ihm organisierten Fahrten vielen Musikerinnen und Musikern Erlebnisse und Eindrücke beschert, die diese ansonsten nie gemacht hätten: Auf Konzerttourneen nach Österreich, Juguslawien sowie nach Ungarn und Polen, nach Moskau und Spanien erlebten sie bis heute unvergessene Momente. In diesen Jahren stand auch die Mitgestaltung der Zeremonien in Kevelaer beim Besuch des Heiligen Vaters auf dem Programm (1987).
Heiner Nießing leitete als erster Vorsitzender mit seinem Vorstandsteam die Geschicke des Vereins. Dieser übergab sein Amt im Jahr 1990 an Alfons Rottstegge, der sich fortan mit hoher Schaffenskraft für die Belange des Musikvereins einsetzte. Im Jahre 1988 zwang eine schwere Krankheit Gerd Willing, den Dirigentenstab nieder zu legen.
Mit seinem Nachfolger, dem Berufsmusiker Paul Adass von der Bundeswehr, erfuhr das Orchester einen weiteren musikalischen Aufschwung. Harte Probearbeiten mit Ausbildern von der Bundeswehr und zahlreiche Auftrittsverpflichtungen in der engeren und weiteren Region stehen bei dem großen Orchester, in den seit einigen Jahren die Jugend eindeutig dominiert, im Mittelpunkt. Der damalige zweite Vorsitzende Stafan Lansmann-Niehaus wurde auf der Generalversammlung im Jahr 2000 zum ersten Vorsitzenden gewählt. Im Jubiläumsjahr 2002 bietet die Instrumentalgruppe unter seinem Vorsitz ihre erste Compact-Disc an, welche ein Querschnitt vom derzeitigen, aktuellen Musikrepertoire präsentiert und gewissermaßen richtungsweisend für eine erfolgreiche Zukunftsarbeit ist.
Diese bestand neben der musikalischen Aktivität zunehmend auch aus „außermusikalischem“ Rahmenprogramm: So wurde alle 2 Jahre direkt im Anschluss an das alljährliche Osterkonzert eine Vereinsfahrt organisiert, die auch der Kameradschaft diente. Es wurden vermehrt auch kleinere Auftritte angenommen, man traf sich recht häufig und der Musikverein entwickelte sich zu einer zeitgemäßen Plattform für die Freizeitgestaltung.
Im Jahr 2002 durfte man auf 50 jährige Vereinsgeschichte zurückblicken. Dieses Jubiläum wurde insbesondere durch einen großen Kommersabend im Borkenwirther Festzelt im Herbst und einem großen Jubiläumskonzert zur Adventszeit im Borkener Vennehof würdig begangen.
Dank erfolgreicher Jugendarbeit waren in der Instrumentalgruppe viele Stimmen von sehr jungen Leuten besetzt. In den folgenden Jahren setzte sich diese Entwicklung weiter fort. Diese kamen auch zunehmend aus benachbarten Orten. Ab dem Jahr 2008 übernahm Stefanie Brinkhues den Vorsitz des Vereins. Paul Adass arbeitete über 20 Jahre sehr erfolgreich in Borkenwirthe, in denen er vor allen Dingen die Marschmusik des Großen Orchesters, aber auch die musikalische Ausbildung perfektionierte. Der Erfolg konnte sich fortan sehen lassen: Sehr junge Leute, die ihr Instrument bereits sehr gut beherrschen sowie sehens- und hörenswerte Marschmusik-Auftritte, vor allem die Aufführung des „Großen Zapfenstreiches“ bescherte den Borkenwirthern große Beliebtheit.
Der Dirigentenstab wurde erneut weitergegeben. Diesmal in die Hand von Joachim Pradel. Seit Beginn seiner Musikerlaufbahn, als er im Kindesalter bei der Vredener Musikschule auf der Blockflöte das Instrumentenspiel erlernte, ist Pradel als Solist, in verschiedenen Musikensembles und Orchestern als Musiker und Dirigent aktiv. Über die Geige kam er zur Trompete. An der Folkwand-Universität der Künste in der Benediktinerabteil Essen studierte er Trompete und legte dort seine künstlerische Reifeprüfung für Orchestermusik ab. Sein Können gibt Pradel als Musiklehrer an Nachwuchsmusiker weiter.
Der Verein setzt sich wieder mal mit einer baulichen Erweiterung des „Büdekens“, auch aufgrund der Entwicklungen der Kirchengemeinden vielleicht dann in eigener Hand, auseinander. Angedacht sind eine energetische Sanierung verbunden mit einer Erweiterung der Räumlichkeiten für die Probenarbeit und die Schaffung notwendiger Nebenräume zur Lagerung von Notenmaterial und Instrumenten.
Mit dem 60 jährigen Jubiläum wurde in Borkenwirthe die Vereinsgeschichte weiter geschrieben und den mutigen Gründern des Landjugend-Blasorchesters ein ehrendes Gedenken bewahrt.
„Achim“, wie der neue Dirigent aus dem Nordkreis in Borkenwirthe genannt wurde, erfreute sich schnell großer Beliebtheit und erwies sich neben seiner kameradschaftlichen Eignung auch als gutgelaunter Entertainer in gemütlichen Stunden sowie als Solotrompeter und nicht zuletzt guter Organist an der Kirchenorgel für feierliche Momente. Letzteres erwies sich auf so mancher „Musikerhochzeit“ als äußerst praktisch.
2011 wechselte dann der Vorsitz in die Hände von Christian Ehling. Er hatte bereits als 2. Kassierer Erfahrungen in der Vorstandsarbeit gesammelt. Auch wurde der geplante Umbau in diesem Herbst in die Tat umgesetzt.
Erneut unter bewährter Leitung von Architekt Franz Kemper in der Planung und Alfons Rottstegge und Friedhelm Lansmann-Niehaus in der Ausführung wurde in überwiegender Eigenleistung ein „Zuhause“ für den wachsenden und vielseitigeren Verein künftiger Tage geschaffen. Unter behutsamer Achtsamkeit von Kassierer Clemens Seggewiss und dank großzügiger Geld- und Sachspenden aus der Gemeinde und den umliegenden Ortschaften konnte ein zeitgemäßes Vereinsheim entstehen. Das Gebäude wurde im Vorfeld der Umbauaktivitäten und im Rahmen der Neustrukturierung der Kirchengemeinden Eigentum der Instrumentalgruppe. Pünktlich zu den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen des Vereins am 18./19. August 2012 konnte das modernisierte und erweiterte Gebäude, dessen neu entstandener Teil in moderner Holzständerwerk-Bauweise ausgeführt wurde , der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit einer „Open-Air-Feier“ bei lauem Sommerwetter wurde nach dem offiziellen Festakt, einem Festgottesdienst und der Einsegnung wurde bis tief in die Nacht unter freiem Himmel getanzt und gefeiert. Der sonntägliche Familienfrühschoppen, natürlich bei Blasmusik, bildete den Ausklang eines schönen Festes.
Das Jubiläumskonzert am 2. Advent war ein weiterer Höhepunkt. Das Junge Orchester, das auch einen festen Platz im Konzertablauf hat, wurde zwischenzeitlich übernommen von Viktor Rudt. Der talentierte und sympathische junge Mann vom Borkener Blasorchester verstand es, den jungen Talenten etwas beizubringen und dieses mit Begeisterung und Freude bei Auftritten zu präsentieren. Überhaupt wurde die Jugendarbeit immer weiter optimiert. Dazu trug auch die Gründung der „BuBo’s“ bei, einer in Kooperation mit der Burloer Musikkapelle sowie der Burloer Grundschule, die auch Ganztagsbetreuung anbietet, ins Leben gerufene musikalische Grundlagenausbildung. Hier soll mit anfänglichem Flöten- und später optionalem Es-Horn-Spiel den Kindern Freude am gemeinsamen Musizieren geboten werden. In der 2-jährigen, freiwilligen Musikschule beider Vereine wird von den Burloer Dirigent Bert und dessen Sohn Hans Roerdinkholder unterrichtet. Auch diese Schülergruppen der jeweiligen Jahrgänge haben einen festen Auftritt bei dem Borkenwirther und auch auf dem Burloer Jahreskonzert.
Beim Jahresabschlusskonzert 2014 beendete Joachim Pradel aus persönlichen Gründen seine erfolgreiche und allseits beliebte Arbeit in Borkenwirthe. Zum Jahreswechsel wurde der Vorstand, der Ausschau nach geeignetem Ersatz gehalten hatte fündig quasi in den eigenen Reihen: Bernd Wermer, ein Militärmusiker, der seit Jahrzehnten in Borkenwirthe den Unterricht am Schlagwerk ausführte und damit den meisten Mitgliedern bereits vertraut war, nahm sich dieser Aufgabe an. Er hatte bereits bei Marschproben, in denen alljährlich im Frühjahr das laufen und wenden in Marschformation aufgefrischt wird, mitgewirkt. Der ruhige und besinnliche, aber sehr geradlinige Mann mit eigenen Visionen für die weitere musikalische Entwicklung des Orchesters ließ nach einem Jahr der Eingewöhnung bei seinem ersten Konzertauftritt als Dirigent der Instrumentalgruppe in der Borkenwirther Turnhalle ein regelrechtes musikalisches Feuerwerk abbrennen, seine Ideen und die Disziplin bei der erfolgreichen Probenarbeit erwiesen sich als Garanten für das Überspringen der Begeisterung vom Orchester auf das Publikum.
Das Junge Orchester hatte mit Hans Roerdinkholder, der in Holland als Musiktherapeut arbeitet und damit auch pädagogisches Handwerkszeug mitbrachte, einen vielversprechenden und auch sehr beliebten Nachfolger für Viktor Rudt. Dieser hatte den Taktstock schweren Herzens aber aus beruflichen und damit unvermeidbaren Gründen abgeben müssen.
Das Junge Orchester erlebte auch zunehmend mehr Rahmenprogramm und die traditionellen Jugendfahrten in den Herbstferien in jedem zweitem Jahr wurden mit Leidenschaft und Liebe zum Detail von den Verantwortlichen des Vorstandes geplant und begleitet. Die so gemachte Erfahrung von Gemeinschaft und Miteinander bescherte der Instrumentalgruppe stets gut ausgebildete Nachwuchsmusiker.